Schöne neue Kommunikationswelt?

salesbusiness 2009 Erdbeben in Haiti, die Landung eines Passagierflugzeugs im Hudson River, die Geburt des vierten Kindes von Radsport-Star Lance Armstrong. So unterschiedlich diese Meldungen auch sind, eines haben sie gemeinsam: Von ihnen erfuhr die Öffentlichkeit zuerst über den Online-Dienst „Twitter“. Der Kurznachrichtendienst, in denen registrierte Benutzer 140 Zeichen lange Nachrichten in die Welt hinaus schicken können, hat sich über seine als Sozialnetzwerk gedachte Grundidee hinaus zu einer Informationsquelle für die Weltöffentlichkeit entwickelt. Dieses Netzwerk lebt davon, dass die einen Nachrichten posten und die anderen die Informationen mitverfolgen. Es entsteht eine durch und durch virtuelle Beziehung, die zahlreiche positive Aspekte birgt. So werden die „Tweets“ genannten Kurznachrichten seit Neustem auch in die Ergebnisse von Suchmaschinen wie „Google“ eingebunden. Noch bevor ein Journalist überhaupt mit der Recherche begonnen hat, sind wichtige Informationen bereits für die Netzgemeinde verfügbar. Es wird also immer leichter, auf dem Laufenden zu bleiben – vorausgesetzt, man sucht an der richtigen Stelle und nach den passenden Stichworten. An diesem Punkt wird deutlich, dass die schöne neue Kommunikationswelt einige Schönheitsfehler aufweist. Denn im Gegensatz zu Zeitungslesern, die die wichtigsten Informationen (wenn auch auf Kosten der Aktualität) in ausgewählter Form und damit „mundgerecht“ serviert bekommen, muss sich ein Internetnutzer durch eine wahre Flut an Informationen „kämpfen“, um ans gewünschte Ziel zu kommen. Ein mitunter zeitaufwändiges Unterfangen. Darüber hinaus führt die Kommunikation via „Twitter“, „Facebook“ oder auch E-Mail mehr und mehr zu einem Mangel an persönlicher Kommunikation. Nie zuvor hatten die Menschen so viele Kontakte wie im digitalen Zeitalter; nie zuvor sind sie jedoch auch vor ihrem Computerbildschirm so sehr vereinsamt. Vielleicht vermag es eine Nachricht mit 140 Zeichen, wichtige Informationen in knapper Form zu übermitteln. Sie ersetzt aber keinesfalls ein „Hallo“, ein „Wie geht‘s?“ oder ein „Es war schön, mal wieder von dir zu hören“. Virtuelle Kontakte können eine Bereicherung sein, aber kein Ersatz für den persönlichen Kontakt zwischen zwei Menschen – zum Beispiel zwischen einem Verkäufer und seinem Kunden. Sorgen sollte uns überdies die zu beobachtende Verrohung (oder besser: „Vertwitterung“) der Sprache machen. Lol, MFG, HDL oder ASAP – im begrenzten Zeichenraum von Twitter und Co. müssen vollständige Sätze einer ganzen Armada an Abkürzungen weichen, längst hat sich hier ein eigener Sprachstil entwickelt. Angesichts der rasanten und kaum mehr aufzuhaltenden Entwicklung im Online-Bereich sollten wir uns gewisse Kommunikationsgrundsätze ins Gedächtnis rufen. Denn Sprache darf und soll Mühe machen, schließlich ist sie eines der hervorragendsten Werkzeuge, um Meinungen, Gefühle und Bedürfnisse auszudrücken. Und viele im Vertrieb und Verkauf tätige Menschen ziehen es immer noch vor, ihre Argumente mithilfe ihrer eigenen Sprache zu vermitteln. Denn ihre Sprache ist für sie ein Ausdruck ihres Charakters. Deshalb sollten wir den verbalen 1:1-Kontakt aktiv suchen und uns dabei bewusst der Vielfalt unserer Sprache bedienen.